Endlich ist es wieder so weit, die ersten deutschen Erdbeeren sind auf dem Markt. Und von diesen Exemplaren bekommt leider keiner meiner Gäste etwas ab, denn erstmal muss meine eigene Sehnsucht nach den roten Früchten befriedigt werden – Sorry.

Natürlich kann man Erdbeeren mittlerweile das gesamte Jahr bekommen, doch dann werden sie aus fernen Ländern, wie Spanien oder Marokko nach Deutschland geflogen, wodurch sie unseren CO2-Fußabdruck verschlechtern, deutlich an Geschmack einbüßen und häufig sogar schadstoffbelastet sind. Es lohnt sich also jedes Jahr auf die heimische Saison von Mai bis Juli zu warten. Und ein bisschen Verzicht, erhöht doch immer wieder auch den Genuss.

Die Tatsache, dass es sich bei Erdbeeren genau genommen gar nicht um Beeren, sondern um Sammelnussfrüchte handelt, kann meine Begeisterung für sie auch nicht dämpfen. Bei den kleinen gelblich bis rötlichen Nüsschen auf der Oberfläche handelt es sich um die eigentliche Frucht. Wenn Tiere, wie zum Beispiel Füchse, Igel oder Vögel sich an ihnen vergreifen, scheiden sie die kleinen Nüsschen wieder aus und unterstützen so die Ausbreitung der Pflanze. Sogar Ameisen beteiligen sich an der Ausbreitung. Sie tragen die Früchte in ihren Bau, um das Fruchtfleisch an ihre Larven zu verfüttern, die verbliebenen Samen tragen sie dann jedoch wieder aus ihrem Bau hinaus.

Ursprung und Bedeutung der Erdbeere

Die Verbreitung der Erdbeere erstreckt sich über Europa, Amerika und Asien. Der Ursprung liegt jedoch in Amerika, von wo aus im 18.Jahrhundert die Scharlach- und die Chile-Erdbeere den Weg zu uns nach Europa fanden.

Archäologischen Funden zur Folge, war die Erdbeere bereits in der Steinzeit bekannt und im Mittelalter waren große Flächen mit den kleinen Walderdbeeren kultiviert. Schon früh wurde mit der Beere experimentiert und man schaffte es, sie früher oder später heranreifen zu lassen. Einzig die Größe konnte damals noch nicht beeinflusst werden. Dies gelang erst viele Jahre später, wohl erstmalig in Frankreich.

Davon, dass die Erdbeere sich schon früh großer Beliebtheit erfreut hat, sprechen viele Lieder und Kunstwerke. Im 13.Jahrhundert wurde die Frucht von einem Minnesänger in seinem „Erdbeerlied“ erwähnt. In der Kunst wurde die rote Frucht häufig als Symbol für Demut und Bescheidenheit (Auf Grund der niedrigen Wuchsform), für die Dreieinigkeit (dreiteilige Blätter) oder vergossenes Blut Jesu Christi verwendet.

Zusätzlich war sie ein Attribut vieler antiker Liebesgöttinnen, wie Freya oder Venus, weshalb sie häufig als Symbol der sexuellen Lust, dem Ausdruck von Sinnlichkeit oder der Verlockung zur Sünde gesehen wird. Was sich bis heute an dem Begriff „Erdbeermund“ zeigt, der einer Ballade entstammt.

Gesund und lecker

In Hinblick auf ihren gesundheitlichen Wert, muss man erkennen, dass diese Zuordnung nichts weiter als Symbolträchtigkeit ist. Allerdings bedeutet das nicht, dass die Erdbeere unserem Körper nicht gut tun würde.

Abgesehen davon, dass sie mit ihren 30 Kcal auf 100 Gramm, gut für unsere Linie ist, ist sie auch eine sehr gute Vitamin C-Quelle. Frisch verzehrt, übertrifft sie Zitronen und Orangen und unterstützt daher unser Immunsystem beim Kampf gegen Krankheitserreger.

Aber auch Inhaltsstoffe, wie Vitamin B, Kalium, Fluor, Eisen und Jod, sind großzügig enthalten und sorgen neben der Regulierung unseres Blutdrucks und der Bildung roter Blutkörperchen für die Stärkung von Knochen und Zähnen.

Der hohe Gehalt an Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen fördern unsere Verdauung und helfen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Sortenreichtum

Weltweit gibt es mittlerweile ca. 1000 verschiedene Sorten, davon werden in Deutschland ungefähr 100 angebaut.

Diese gedeihen, mit wenigen Ausnahmen, am besten an sonnigen Standorten, denn je mehr Sonne die Pflanze abbekommt, umso süßer werden die Früchte. Allen gemeinsam ist, dass Erdbeeren nach dem Pflücken nicht nachreifen, sie müssen daher reif geerntet werden.

Drei ausgewählte Sorten, die komplett verschieden sind, jedoch alle gleichermaßen schmackhaft, liegen mir besonders am Herzen.

2. Walderdbeere

Denkt man an Walderdbeeren, denkt man an dicht bewachsene Böden in Wäldern. In der Tat unterscheidet sich die Walderdbeere bei den Vorlieben für ihr Anbaugebiet deutlich von anderen Sorten. Sie bevorzugt Laub- und Nadelwälder mit feuchten Böden und halbschattigen Plätzen. Wird sie der Mittagssonne ausgesetzt, verbrennen ihre Blätter.

Entgegen der verbreiteten Annahme, handelt es sich bei ihr nicht um die Wildform der Erdbeere, sondern hat ihre Vorfahren ebenfalls auf dem amerikanischen Kontinent.

Lange wurde sie als Naschfrucht und Heilpflanze kultiviert, doch im 18. Jahrhundert wurde sie von den größeren Früchten der Gartenerdbeere verdrängt.

Die Früchte der Walderdbeere sind rundlich und nur ungefähr einen Zentimeter groß, jedoch hoch aromatisch. Die Früchte reifen den gesamten Sommer über, bei passenden Wetterverhältnissen sogar bis in den Herbst hinein.

Zwar kann man sie wie ihre Verwandten zu Marmeladen verarbeiten, doch der, im Verhältnis zur größeren Erdbeere, höhere Anteil an Nüsschen, lässt sie beim Kochen schnell bitter werden. Daher sollte man sie am besten frisch und pur verzehren.

2. Ananas-Erdbeere

Die, häufig auch unter dem Namen „Pineberry“, bekannte Sorte, zählt zu den Gartenerdbeeren.

Auch diese Sorte war bereits im 18.Jahrhundert bekannt, konnte sich jedoch nie weit verbreiten. Auch heute, wo die Pflanze, durch eine Kreuzung robuster geworden ist, findet man sie nur selten.

Wie die meisten anderen Sorten, ist sie zwischen Mai und Juni erntereif.

Ihr auffälligster Unterschied gegenüber ihren Verwandten, ist ihr Farbe. Die Ananas-Erdbeere wird nicht rot, sondern erhält bei der Reifung eine weiße Farbe. Lediglich die Nüsschen färben sich rot. Außerdem werden ihre Früchte nur etwa 2 cm groß und damit deutlich kleiner, als die meisten anderen Sorten. Ihr Aroma ist säuerlich-süß und fruchtig. Allerdings schmecken sie nicht, wie der Name vermuten lässt, nach Ananas. Meint man dieses Aroma herauszuschmecken liegt das wohl eher an dem Motto „Das Auge isst mit“ zusammen mit der Assoziation durch den Namen.

Auf Grund ihrer Farbe enthalten sie von dem pflanzlichen Farbstoff Anthozyane weniger als rote Sorten. Dieses Protein wird häufig mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht, deshalb kann es sein, dass Allergiker die weiße Sorte besser vertragen können. Betroffene sollten zwar vorsichtig sein, aber ein Versuch ist es wert, wenn man den Genuss frischer Erdbeeren dann nicht mehr missen muss.

3. Mieze Schindler

Diese Sorte ist mittlerweile fast 100 Jahre alt, wurde allerdings lange vergessen. Otto Schindler aus Pillnitz bei Dresden züchtete sie 1925 aus zwei Sorten und benannte sie nach seiner Frau.

Die entstandene Erdbeere ist deutlich kleiner als andere Sorten und nicht sehr ertragreich, was wohl einer der Gründe ist, weshalb sie heute nur selten kultiviert wird. Doch wer die Frucht einmal gekostet hat, wird sich immer daran erinnern. Die kleinen Beeren erinnern geschmacklich an Walderdbeeren, sind allerdings ein wenig süßer und stecken voller Aroma. Außen sind die Früchte dunkelrot und innen rosa. Auf Grund der hohen Druckempfindlichkeit sind sie schlecht lagerfähig und werden am besten direkt verzehrt.

Entschließt man sich, die Erdbeeren selbst zu pflanzen, ist einiges zu beachten. Die Pflanze ist leicht anfällig und kann nur mit den passenden Nachbarn befruchtete werden. Außerdem muss man sich in Geduld üben, denn bis die Früchte reif zur Ernte sind, dauert es wesentlich länger als bei anderen Sorten, etwa bis Ende Juni.

Doch das warten lohnt sich.

Bei mir im Restaurant verkaufe ich einen Brand aus Mieze Schindler Erdbeeren. Schon beim Öffnen der Flasche kommt einem der hocharomatische Duft entgegen, der Lust aufs Probieren macht.

Haltbarkeit und Verwendung

Unabhängig davon, für welche Sorte ihr euch entscheidet, beträgt die Haltbarkeit von Erdbeeren nur wenige Tage. Für kurze Zeit können sie im Kühlschrank gelagert werden. Ich empfehle, sie dann nebeneinander auf ein Tuch zu legen, um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig Druckstellen zufügen oder Schimmel übergreift.

Auch gewaschen werden, sollten sie erst kurz vorm Verzehr, am besten in einer Schüssel mit Wasser und nicht unter dem fließenden Wasserstrahl. Erst danach das Grün entfernen, so behalten sie beim Waschen etwas mehr Stabilität und der Geschmack bleibt intensiver.

Die beliebteste Art Erdbeeren zu verzehren, ist bei Süßspeisen. Sie werden häufig gezuckert und für Tortenbelag oder als Beilage zu Eis und Joghurt genutzt. Ein Klassiker bei mir im Restaurant ist zum Beispiel das Erdbeer-Tiramisu.

Zusätzlich werden sie zu Eiscreme oder Konfitüre weiterverarbeitet. Falls man sich entscheidet, Erdbeeren weiterzuverarbeiten, kann man die Früchte auch einfrieren. Sie werden dann beim Auftauen zwar etwas matschig, doch für das Einkochen sind sie noch immer bestens geeignet.

Neben Süßspeisen ist die Erdbeerbowle wohl eine der bekanntesten Verwendungen. Die Erdbeeren, werden in Zucker und einem Schuss Hochprozentigem eingelegt und mit einer Mischung aus Weißwein und Sekt aufgegossen. Nun mehrere Stunden im Kühlschrank durchziehen lassen und anschließend auf Eiswürfeln serviert, hat man die perfekte Erfrischung an warmen Sommertagen.

Doch auch salzig kann die Erdbeere. Sie kann Begleiter in Salaten sein, wie zum Beispiel Spargelsalat oder ein Dressing zu grünem Salat. Auch als Begleiter zu Fisch und Fleisch kann sie als Chutney mit Chili und Minze gereicht werden. Überhaupt ist sie bei der Wahl ihrer Partner sehr vielseitig. Neben Obstsorten, passt sie gut zu Kräutern, wie Minze, Basilikum oder Estragon. Doch auch zu Senf oder Balsamico geht sie in eine angenehme Verbindung.

Es heißt also auch hier, einfach kreativ sein. Viel Spaß beim Ausprobieren.